Sonntag, 26. Juni 2011

Neulich kam im Tages Anzeiger einen spannenden Artikel zum Thema
"Strassenkunst fürs Wohnzimmer"
die Fotografin Gabriela Domeisen kennt alle Graffiti der Stadt Zürich. Jetzt hat sie im Internet einen Shop für Street-Art eroffnet. www.gallery-shop.ch
"In Zürich wird alles gnadenlos entfernt. Selbst wenn sich Banksy verweigt hätte, man hätte das weggeputzt" Gabirela Domeisen

Dienstag, 21. Juni 2011

rundumschlag


heute mal wieder ein rundumschlag on tour. gleich zu beginn: die "schwimm gegen den strom"-aktion hat sich, nicht besonders überraschend, als autowerbung herausgestellt. ein weiteres beispiel für die schwindenden grenzen zwischen graphic design, street art und kommerz. wobei kurz angemerkt werden soll, dass die verbindung zwischen kunst und kommerz, bzw. die künstlerische anmutung von werbung oder der kommerzielle aspekt der kunst ja eigentlich immer schon bestand. heute hängt man sich auch wieder seifenwerbung aus den 50ern an die wand, weil es ästhetisch dem neokonservatismus entspricht und den gegenwärtigen geschmack trifft.


kunst ist trotzdem kein verbrechen, sagt die berüchtigte wurstbande und behauptet, mit kunst im öffentlichen raum augen und stimme (vgl. die viel zitierten 3 affen) zu öffnen. das ist die aussage, die "message", die am weitesten verbreitet ist - oder zumindest als solche rezipiert wird...




dann ist die malzfabrik ordentlich aufgetreten und hat bereits im vorfeld ihres sommerfestes mit stickern die stadt bombadiert.  etwas gegensätzlich gleich daneben der infantile stimmungskracher.


nebenschauplatz der malzfabrik war eine art freier kunstraum unterhalb eines der leerstehenden gebäude. bin ja sonst nicht so zu begeistern für graffiti, aber das war bunt!





 zur malzfabrik bzw. dem urban gardening oder farming dann an anderer stelle noch mehr.
bei der s sonnenallee, da, wo nur noch netto und andere nette leute rumhängen, tritt man dann wieder mal etwas mit füssen, das von verschwindenden flugfiguren begleitet wird...
wenn schon oft über die durchdachte platzierung von street art berichtet wird: der boden ist es doch relativ selten. die platzierung geschieht eben doch oft aus überlegungen der vergänglichkeit.




in basel läuft gerade auch was buntes: wobei mir auffällt, dass ich mir so oft eine ortsangabe wünsche bei fotos und anderen dokumentationen. ist das ein spielchen, ums den interessierten schwieriger zu machen? dürfen doch nur die eingeweihten gucken? will man massenpublikum vermeiden?
die dokumentation von street art ist sowieso ein grosses fragezeichen. banksy ist meines wissens der einzige künstler, dessen werke bereits unter plexiglas zu sehen sind, damit die umwelt ihnen auch ja nicht mehr zusetzen kann. diese aktion hat viel wirbel verursacht. die meisten reaktionen klingen eher nach entsetzen und entfremdung. der grossteil der buchdokumentationen über street art u.ä. versammelt haufenweise bilder von werken, manchmal unter einem thema, manchmal ortsgebunden - aber noch sehr selten mit umfassenden angaben zu genauer lage, technik, künstler, dauer, vielleicht sogar rezeption. auch der urban art guide von adidas war so ein versuch, street art zu dokumentieren und für das (an adidas interessierte) publikum zugänglich zu machen. kam auch nicht so gut an. der online guide, der von jedem freiwillig vervollständigt werden kann, liegt gelinde gesagt brach. manchmal könnte man meinen, street art will frei und wild und unabhängig und undokumentiert bleiben...manchmal...

Aussage von Street Art

Was soll Street Art überhaupt aussagen?

Die Künstler der Street Art erledigen zum Teil zwar auch legale Auftragsarbeiten von grösseren Firmen, die meisten Werke werden aber illegal angebracht. Deshalb sind die meisten Künstler auch unter einem Pseudonym bekannt, um anonym zu bleiben.

Da Street Art auf allen möglichen öffentlichen Flächen entsteht, also auf Mauern, Hauswände, sogar auf Baumrinden, ist es nicht verwunderlich, dass sich ihre Botschaft oft gegen das private Gut, d.h. auch gegen Kapitalismus und die Konsumwelt (Street Art steht auch oft im Kontrast zu Werbung, die ja zum Konsum anregen soll), in der wir leben, wendet. Street Art trägt auch anarchistische Züge, d.h. sie kritisiert Autoritäten wie z.B. den Staat. Die öffentliche Ordnung wird, als Teil der Rebellion gegen vorherrschende Verhältnisse in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, ebenfalls in Frage gestellt.

Allerdings wird der Aspekt, dass sich Street Art gegen den Eigenbesitz wendet, auch kritisiert, da ein Street Art Künstler, wenn er z.B. eine Hauswand bemalt, diesen Teil der Wand fürs sich selber beansprucht, d.h. diesen Teil der Wand genauso „besitz“ oder „besitzen will“ wie der Staat, was im Widerspruch zur Aussage gegen den Eigenbesitz steht. (Die Abgrenzung der Künstler wird als „Eigengut“ produziert).

Auch ist es ein Anliegen, die Umwelt kreativ mitzugestalten, anstatt eine leere, graue Wand so zu belassen, wie sie ist.

Es kommt allerdings auch vor, dass Künstler auf eine eindeutige Botschaft, d.h. Aussage, verzichten, da das Medium die Botschaft sein soll („the medium ist he message“, Marshall McLuhan).

Am wichtigsten bei einem Produkt der Street Art und dessen Aussage ist aber der Dialog mit dem Betrachter und der Umwelt, in der sich das Produkt befindet. Street Art ist eine Art, mit vorbeigehenden Menschen zu kommunizieren, schwierige Fragen zu stellen, zum Nachdenken anzuregen, oder seine Meinung (z.B. zu Politik) auszudrücken.Kunst wird neu erfunden, wird zum Dialog mit dem Betrachter.

von xx

Sonntag, 19. Juni 2011

Harald Naegeli

Harald Naegeli

4.12.1939

Genannt Sprayer von Zürich, schweizerischer Künstler, Zürich; Psychologe; besprühte seit 1977 Betonwände mit strichmännchenartigen Figuren, die Protest gegen die als unmenschlich empfundenen modernen Städte ausdrücken sollten. Naegeli wurde wegen Sachbeschädigung 1981 in Zürich zu einer Haft- und Geldstrafe verurteilt und ging in die Bu
ndesrepublik Deutschland. Nachdem deutsche Gerichte einem Auslieferungsbegehren stattgegeben hatten, stellte er sich 1984 den schweizerischen Behörden. Naegeli schrieb «Mein Revoltieren, meine Spraybomben, mein Aufstand mit Poesie».

Donnerstag, 9. Juni 2011

Einer der bekanntesten Zücher Streetart-Künster

http://www.youtube.com/watch?v=1usDnKDcnL8

vergänglichkeit...

letzte woche fuhr ich wieder an einigen stationen vorbei und entgegen meiner erwartung war vieles noch da. drum, weil sie so schön ist:





street art ist vergänglich und das nicht nur, weil wind und wetter und mutter natur sich ihren boden zeitweise zurückerobern, sondern da tummeln sich ja auch noch sammler und legale aufpasser. an dingen wie kleister, montierungen, papierart, materialwahl überhaupt lässt sich teilweise ganz schön ablesen, für wie lange der street artist hier gearbeitet hat. gleichzeitig ist die leichte abmontierungsmöglichkeitsoption schon wieder ein argument fürs bleiben von street art - graffiti als permanenter farbauftrag kostet den behörden mehr geld & aufwand - das ist irgendwie paradox.
nicht alle sehen das jedenfalls so wie swoon das mal formuliert hat: "...creating temporal moments of beauty which were more a part of the city itself than a singular object. (..) I loved the layers, the natural beauty of a thousand coincidental markings and factors. (...) being illegal it´s naturally unregulated and in that way supremely free." (swoon  im  interview mit wolbergs, 2007) nicht alle lassen ihre kunst im regen stehn, damit der noch weiter dran arbeitet (lisa...'s ex...).
aber grade berlin ist ein fantastisches beispiel für die verschiedenen ebenen, die sich ganz untransparent und parallel übereinander legen, ein offener körper, an dem sich alte und jüngere geschichte ablesen lässt: "(berlin) was rough and industrial and not all pretty new and clean. It had a really punk hard edge to it and you could see the history in the buildings." (FAILE im interview mit wolbergs)
brad downey (schon wieder der) hat neulich was ganz anderes angestellt:  “I made this with a professional restorer from Prague. In cooperation with the Blkriver festival. Two days working on a small section of The Graffiti Wall of Fame in Vienna. Fifteen years of hidden layers. Attempting various chemical and mechanical processes to rediscover.” street art goes restauration. IST DAS KUNST ODER KANN DAS WEG?
zur schönen türkin hat sich mittlerweile ein kleiner engel gesellt, der aber auch schon etwas geknickt ist: